Khalils Geschichte

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khalilFrotan Khalil Mohammadi kommt aus Afghanistan. Er musste im Alter von 21 Jahren aus seiner Heimat fliehen und lebt in einer Gemeinschaftsunterkunft in Leinfelden-Echterdingen. Seit April 2016 ist Khalil an unserer Schule in gemeinnütziger Beschäftigung angestellt. Es ist sein großer Wunsch, dass die Menschen hier erfahren, weshalb er sein Heimatland verlassen musste und jetzt versuchen will, sich hier eine Existenz aufzubauen. Hier ist die Geschichte seiner Flucht, von Khalil selbst verfasst:

Mein Name ist Frotan Khalil Mohammadi, geboren bin ich am 3. Februar 1994 in Kabul, Afghanistan. Als ich im Jahr 2007 mein Vater verloren habe, war ich noch ein Kind, und plötzlich hatten wir die Person verloren, die für die Familie verantwortlich zeichnete und unser Leben maßgeblich unterstützte. Daher entschieden sich meine Mutter und meine Schwester, bei meinem Onkel (Sher Aqah Mohammadi) zu leben.

Mein Onkel arbeitete mit den deutschen Streitkräften in Afghanistan zusammen. Als sich die Situation in Afghanistan zuspitzte, bedrohten die Taliban meinen Onkel aufgrund dieser Zusammenarbeit. Dies war der Anlass für meinen Onkel, für sich und seine Familie Asyl zu beantragen. Er hatte die entsprechenden Papiere und bekam ein Visum, verließ Afghanistan und ging nach Deutschland. Wir lebten weiterhin im Haus meines Onkels in Kabul. Nach ein paar Monaten wurden auch wir durch die Taliban und Extremisten bedroht. Immer wieder bedrängten sie uns, ihn anzurufen und zur Rückkehr zu bewegen, andernfalls, so sagten sie uns, würden sie uns töten.

Für uns war es eine schwierige Situation und meine Mutter beschloss, das Haus meines Onkels zu verlassen und wo anders Unterschlupf zu finden. Doch auch dort wurden wir durch die Taliban bedroht. Sie kamen in unser Haus und wir erhielten mehrere Drohungen per Telefon und Brief. Wir informierten die afghanische Polizei, doch dort sagte man uns, dass man nicht jede einzelne Person schützen könne. Und so entschied meine Mutter, dass ich das Land verlassen und mein Leben retten müsse. Sie bezahlte 5.000 Dollar an einen Schmuggler. Das Geld hatte uns mein Vater hinterlassen, außerdem hat sie ihren Schmuck verkauft.

So begann meine Reise und bevor ich in Deutschland ankam, galt es viele schwierige Zeiten zu bestehen: Wir überquerten viele Grenzen, und als wir in der Türkei angekommen waren, wurden wir von der türkischen Armee verhaftet. Wir kamen ins Gefängnis, weil wir die Grenze illegal überschritten hatten. So verbrachte ich 34 Tage im Gefängnis. Die Polizei war sehr gewalttätig gegenüber uns Flüchtlingen. Am Ende der 34 Tage entließen sie uns mit der Aufforderung, die Türkei zu verlassen und wir setzten unseren Weg fort. Mit dem Bus fuhren wir nach Istanbul, wo wir auf eine große Anzahl weiterer Flüchtlinge trafen. Mit einem Gummiboot setzten wir schließlich nach Griechenland über, wo wir uns einem Führer angeschlossen hatten und weitere Grenzen überquerten, bis wir in Deutschland angekommen waren.

Seit November 2015 lebe ich hier in Frieden, ich lerne die Sprache und ich habe einen Teilzeitjob an der PIEKS, einer Reformschule in Leinfelden, gefunden.

Khalil Mohammadi ist bei Interesse gerne bereit, ein Interview mit einer Zeitung zu geben.